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Financial Due Diligence

von SaaS Unternehmen

Lars Kiehne | 6 Minuten

Die Umsätze von Software-as-a-Service (SaaS) Unternehmen sind in den letzten Jahren stark gestiegen und betrugen laut Gartner im Jahr 2021 weltweit 152 Mrd. US-Dollar. 

Das Jahr 2021 stellte mit über 11.000 Transaktionen im SaaS Umfeld auch einen neuen Rekord an M&A-Deals in diesem Bereich auf. Vor diesem Hintergrund steigt auch die Bedeutung einer Financial Due Diligence (FDD) von SaaS Unternehmen, die Bestandteil jedes Transaktionsprozesses ist.

Kern der Financial Due Diligence ist die Verifizierung der Planung

Bei einer FDD werden die Bewertungsparameter des zu übernehmenden Unternehmens identifiziert und verifiziert. Typischerweise werden dabei die historische Ertrags- und Finanzlage, die aktuelle Geschäftslage sowie die Finanzplanung analysiert. Die dadurch gewonnenen Informationen helfen dem Käufer, Risiken zu identifizieren und stellen eine Entscheidungshilfe für die Bewertung des Unternehmens dar.

Bei SaaS Unternehmen werden in der Prüfung häufig andere Schwerpunkte gesetzt als bei anderen Unternehmen. Deshalb haben sich in den letzten Jahren Teams gebildet, die auf diese Transaktionen spezialisiert sind. Die Teammitglieder vereinen meistens Erfahrungen aus Unternehmensberatungen und dem SaaS-Umfeld.

Bei der Bewertung von SaaS Unternehmen stehen bestimmte Kennzahlen im Vordergrund. Ziel der FDD ist es, deren Richtigkeit zu überprüfen. Je nach Reifegrad des Zielunternehmens variieren die zur Verfügung stehende Informationen und daher auch der Fokus der Prüfer. Bei jungen Unternehmen werden vor allem qualitative Größen betrachtet, die Aufschluss über das zu erwartende Wachstum der Umsätze geben. Bei reiferen Unternehmen werden mehr quantitative Informationen in die Bewertung einbezogen. Diese Unternehmen müssen beweisen, dass sie profitabel sind oder zumindest einen klaren Plan verfolgen, um zukünftig Gewinne zu erzielen.

In der Start-up-Phase gucken Prüfer zum Beispiel auf das Feedback der Kunden oder die Anzahl Leads, also der Firmen, die konkretes Interesse an dem Produkt gezeigt haben. Diese Informationen werden dann durch Daten über den Customer Churn, also den in einer Periode verlorenen Kunden oder den Annual Recurring Revenue d.h. den auf Jahresebene hochgerechneten wiederkehrenden Umsatz ergänzt. Bei reiferen Unternehmen stehen dann die Überprüfung weiterer wichtiger SaaS-Kennzahlen an. Eine davon ist das Verhältnis des Customer Lifetime Values (CLTV) der sich aus den zukünftig zu erzielenden Deckungsbeiträgen eines Kunden ergibt und den durchschnittlichen Akquisitionskosten pro Neukunden (CAC).

Häufig wird außerdem auf die Dollar-Based Net Expansion Rate (DBNER) geachtet. Diese gibt an, wie viel Umsatz die Kohorte von Kunden des letzten Jahres im aktuellen Jahr prozentual zusätzlich ausgegeben hat. Für die langfristig positive Entwicklung des Unternehmens ist es zentral, dass die Umsätze der bestehenden Kundenbasis wachsen, also eine DBNER von über 100% ausweisen.

Neben den Umsätzen steht immer auch eine Analyse der Bruttomarge im Mittelpunkt der SaaS FDD. Eine hohe Bruttomarge ist naturgemäß immer attraktiv und erlaubt es dem Unternehmen zudem, schnell zu skalieren, da mehr Marketingbudget eingesetzt werden kann.

Klassische FDD-Bestandteile: Finanzplanung und Bereinigungen

Bei einer FDD von SaaS Unternehmen wird typischerweise auch eine Überprüfung der Plausibilität des Finanzplans vorgenommen. Die FDD-Prüfer hinterfragen dabei die Annahmen und Daten, die hinter der Planung der Kennzahlen stehen. In dieser Phase bezieht der Investor zudem mögliche Synergien oder Kosteneinsparungen, die sich durch die Transaktion erzielen lassen, in die Berechnung mit ein.

Die Bewertung des Unternehmens geschieht häufig durch einen Multiplikator auf die in der Vergangenheit realisierten Umsätze bzw. auf das EBIT(DA). Diese Ergebnisse müssen in der FDD daher durch die Auswirkungen von Sonderereignissen und Fremdwährungskursen bereinigt werden, um die nachhaltigen Ergebnisse zu ermitteln, die dann die Grundlage der Bewertung darstellen. Aufgrund oftmals gut planbarer zukünftiger Umsätze der SaaS-Unternehmen wird vermehrt auf die Umsätze der nächsten 12 Monaten als Bewertungsgrundlage zurückgegriffen. Die folgende Grafik aus einer Studie von GP Bullhound zeigt die Entwicklung eben dieser Bewertungen.

Fazit

Die steigende Anzahl an SaaS Transaktionen hat zu einer Professionalisierung der FDD von SaaS Unternehmen geführt. In einem solchen Prozess werden in Abhängigkeit von dem Reifegrad des Zielunternehmens eine Vielzahl von qualitativen sowie quantitativen Kennzahlen überprüft. Zu deren Verifikation werden umfassende Dokumente und Auskünfte benötigt. Die Verkäuferseite sollte sich bereits im Vorfeld intensiv mit diesen auseinandersetzten, um den kritischen Nachfragen der Prüfer souverän begegnen zu können.

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