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Stellschrauben für M&A-Zukäufe

Wie Ihr Zukauf ein Erfolg wird!

Lars Kiehne | 5 Minuten

2021 war ein Rekordjahr für Tech-M&A-Deals. Auch wenn diese Rekorde im Jahr 2022 nicht mehr erreicht werden, haben die letzten Jahre interessante Entwicklungen der verschiedenen Käufergruppen aufgezeigt.

So haben 2021 SPACs und Finanzinvestoren - getrieben von günstigen Zinsen für die Finanzierung - zusammen erstmals höhere Deal Volumina erzielt als strategische Käufer, also Käufer, die im Gegensatz zu reinen Finanzinvestoren auch strategische bzw. geschäftspolitische Motive verfolgen. Vor 10 Jahren hingegen entfielen noch 75% - 80% des M&A-Marktes auf strategische Investoren. Was bedeuten diese Entwicklungen und wie können sich strategische Investoren besser für die Zukunft aufstellen?

Die Relevanz von Übernahmen für Strategen

Nicht erst die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass viele Mittelständler bei der Digitalisierung Schwachpunkte aufweisen, die durch die Übernahme der richtigen Technologie-Unternehmen geschlossen werden können. Für die Übernahme sprechen häufig der Einkauf von Technologie und dem Know-how der Mitarbeiter oder der Eintritt in ein digitales Geschäftsmodell.

Momentan ist aber zu befürchten, dass Strategen ihre Investments aufgrund der aktuell schweren wirtschaftlichen Gesamtlage eher reduzieren werden. Aber ist es für finanziell stabil aufgestellte Unternehmen wirklich der richtige Zeitpunkt zu sparen? Der technologische Fortschritt wird sich nicht verringern und es besteht häufig hoher Handlungsbedarf, um den Anschluss nicht zu verlieren. Außerdem sitzen Finanzinvestoren mit Fokus auf dem Technologiebereich, laut der Juli 2022 Ausgabe der Fachzeitschrift M&A Review, momentan auf insgesamt ca. $2 Billionen nicht investiertem Kapital. Daher ist nicht damit zu rechnen, dass die Bewertung interessanter Technologie-Unternehmen weiter stark sinken.

Stellschrauben der Strategen

Die gut gefüllten Taschen der Finanzinvestoren sind häufig aber das geringere Problem im Verhältnis zu den eigenen fehlenden M&A-Strukturen der Strategen. Durch eine kleine Anzahl von Veränderungen können sich Strategen jedoch in diesem Bereich deutlich besser aufstellen und sogar bestimmte Vorteile gegenüber Finanzinvestoren erzielen.

  1. Als Erstes ist Unternehmen zu empfehlen, sich genaue Gedanken über die Lücken im eigenen Portfolio zu machen.
    Dadurch können Übernahmekandidaten frühzeitig gezielt angesprochen und so eine persönliche Verbindung mit interessanten Zielunternehmen geschaffen werden. Die beiden Gesellschaften können sich so bereits durch eine partnerschaftliche Beziehung kennenlernen. Diese Zusammenarbeit hat zudem den Vorteil, dass entsprechende Zielunternehmen vielleicht auch ohne eine Übernahme dem Strategen helfen können, seine Probleme zu lösen.
     
  2. Zusätzlich zum erfahrenen Team sollten sich Strategen auch frühzeitig Gedanken über ein Framework machen, welches es ihnen ermöglicht, bei sich bietenden Kaufoptionen schnelle Entscheidungen zu treffen. Häufig werden Strategen aufgrund der verschiedenen Gremien, die der Entscheidung zustimmen müssen, als langsam und bürokratisch wahrgenommen. Ein Framework, welches festgelegt, unter welchen Bedingungen bestimmte Deals in den jeweiligen Branchen eingegangen werden dürfen, erhöht nicht nur die Entscheidungsgeschwindigkeit, sondern auch die Transaktionssicherheit aus Sicht des Zielunternehmens und spart interne Ressourcen. Leider gehen jedoch zu wenig Unternehmen so zielgerichtet vor.
     
  3. Ähnliches gilt auch für mögliche Finanzierungen der Transaktionen. Je nach Deal Größe kann es schwierig sein, das benötigte Kapital schnell aufzutreiben. Eine Möglichkeit wäre es natürlich, rechtzeitig Rücklagen für zukünftige Transaktionen zu bilden. Alternativ können aber auch schon frühzeitig Gespräche mit finanzstarken Partnern geführt werden, in denen die Konditionen einer möglichen Beteiligung geklärt werden. Die Vorteile, die sich daraus ergeben, sind vor allem eine erhöhte Sicherheit und Geschwindigkeit der Transaktion sowie die Möglichkeit, die Konditionen frühzeitig in die eigenen Finanzmodelle einfließen zulassen.
     
  4. Als vorletzten Schritt ist es Strategen zudem zu empfehlen, sich genaue Gedanken über die Post-Merger-Integration zu machen. So kann das Gewähren gewisser Freiheiten für das Zielunternehmen ein gutes Argument für die Käuferwahl sein und sich auch für die Strategen lohnen, da übernommene Gesellschaften mit hohen Freiheitsgraden meistens schneller wachsen als Unternehmen, die gezwungen werden, ihre Kulturen anzupassen. Auch eine Entlastung der Tech-Zukäufe in den Feldern Buchhaltung und Rechtsberatung durch die Muttergesellschaft stellt häufig ein gutes Argument dar, genauso wie Unterstützung im Vertrieb.
     
  5. Strategen sollten sich durch diese Überlegungen auf den komplexen M&A Prozess vorbereiten.
    Dazu empfiehlt es sich entweder selbst ein erfahrenes Team aufzubauen oder geeignete Berater auszuwählen. Die Berater sollten auch in der Lage sein, die Synergien zwischen dem Käufer und Zielunternehmen zu analysieren. Diese sind bei Finanzinvestoren naturgemäß kleiner als bei Strategen, welche daher teilweise einen größeren Spielraum haben, was den Kaufpreis betrifft haben.

Fazit

Finanzinvestoren haben in den letzten Jahren einen immer größeren Anteil an Tech-M&A-Deals durchgeführt. Die Übernahme passender Technologie-Unternehmen wird jedoch auch für Strategen immer wichtiger, um nicht den Anschluss bei der Digitalisierung zu verlieren. Strategen können ihre Chance auf interessante Deals erhöhen, indem sie sich frühzeitig um eine Beziehung zu potenziellen Zielunternehmen bemühen und sich inhouse oder externes Know-how über Übernahmen einkaufen. Zudem lohnt es sich, rechtzeitig Pläne für die Post-Merger-Integration auszuarbeiten. Diese können nämlich abseits von monetären Faktoren gute Argumente für die Gesellschafter des gekauften Unternehmens sein, sich für den Strategen als Käufer zu entscheiden.

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